Kennst Du Personen, die eine magische Anziehung ausüben? Denen Du einfach gerne zuhörst? Wir sprechen dann oft davon, dass diese Menschen „charismatisch“ sind. Aber was steckt eigentlich hinter Charisma?
Charisma: Der Schlüssel
Das wichtigste Element: Der Mut zu Gefühlen. Das heißt: Seine eigenen Stimmungen und Empfindungen zu kennen und zu verstehen, Gefühle mitzuteilen und zu ihnen zu stehen – und sie bewusst zu kontrollieren. Was passiert, wenn wir unsere Gefühle nur mit uns selbst ausmachen? Unser Alltag wird nicht nur erlebnisärmer, wir werden auch von Freund:innen, Kolleg:innen, Kund:innen oder Vorgesetzten schnell als gefühlskalt, arrogant, unnahbar oder nicht vertrauenswürdig eingeschätzt. Wer Mut zu Gefühlen hat, ist in vielen Fällen erfolgreicher – und zufriedener. Die gute Nachricht: Das kannst Du trainieren.
In meiner Coaching- und Schauspielpraxis erlebe ich viele Menschen, die es verlernt haben, bestimmte Emotionen auszudrücken oder sogar bei sich zu kennen. Deshalb kommen sie zu mir.
Wozu braucht man im Beruf Gefühle und Charisma?
Dazu will ich von einem Beispiel aus meiner Berufspraxis erzählen: Ein Klient wollte seine Mitarbeiter:innen glaubwürdiger motivieren können, aber auch in unangenehmen Gesprächen souverän und doch empathisch wirken und herzlicher erscheinen. Außerdem wollte er besser verstehen, was in anderen vorgeht und woran er das im Ausdruck erkennt. Eine wichtige Voraussetzung dafür war, dass er sich klar macht, welche Emotionen er selbst noch entdecken oder besser kennenlernen kann. Deshalb haben wir in den die letzten drei Sitzungen daran gearbeitet, dass er seinen Gefühlsausdruck erweitert.
Wie sich Deine Gefühle von Kindheit an entwickeln
Jeder hat die Anlage, Gefühle zu zeigen. Als Babys sind wir zu einer Fülle von Gefühlsausdruck in der Lage, und zwar ganz unmittelbar und ungefiltert. Beim Heranwachsen lernen wir als soziale Wesen, unsere Stimmungen nicht allen aufzudrücken. Das ist auch in Ordnung so. Viele lernen aber, ihre Gefühle zu vergessen oder zu verleugnen. Oft sind es gerade die sogenannten „hässlichen“ Gefühle, wie Wut, Trauer, Angst, von denen wir nicht mehr wissen, dass wir sie haben.
Der Ausdruck solcher Emotionen wurde von unserer Umgebung, etwa den Eltern, als unerwünscht behandelt. Oder wir wurden in der Kindheit mit solchen Gefühlen zu häufig konfrontiert. Oder Gefühle zeigen hat uns bestimmte Wege verstellt. Darum haben wir es uns – oft unbewusst – abtrainiert. Es gibt deutlich kulturelle Unterschiede, zum Beispiel ist die Erwartung an Gefühlsausdruck und -kontrolle in Japan anders als in den USA. In unseren Breitengraden wird emotionale Intelligenz heute erwartet und ist sogar ein Karrierefaktor.
Wie lernst du deine Gefühle wieder kennen und mit ihnen umgehen?
Tipp 1: Improtheater.
Improtheater ist eine fantastische Möglichkeit, viele Emotionen und selbst ungewohnte Gefühle in einem geschützten Rahmen auszuprobieren. Mit Gleichgesinnten und wertungsfrei. Ernsthaft und mit Spaß.
Tipp 2: Eine Übung aus dem Harvard-Konzept
Die folgende Übung stammt von William Ury, dem Mitbegründer des Harvard-Konzepts, das erfolgreiche Verhandlungstechniken umfasst. Und so geht die Übung:
- Setze Dich an einen Tisch
- Stelle Dir vor, dass sich all Deine Emotionen um diesen Tisch versammeln
- Gib Deinen Emotionen prägnante Namen
- Jetzt lass Deine Stimmen ungefiltert zu Wort kommen und höre ihnen einfach zu ohne zu Bewerten
- Atme und bleibe entspannt
- Führe die Übung in regelmäßigen Abständen durch
Vielleicht fällt es Dir am Anfang etwas schwerer, aber keine Sorge, mit der Zeit wird Dir diese Gefühlspflege leichter fallen.
Je regelmäßiger du das machst, umso mehr wirst du feststellen…
- dass du Menschen begeistern und mitreißen kannst
- wie facettenreich deine Gefühlswelt ist
- dass du deinen Emotionen nicht ausgeliefert bist, sondern mit ihnen umgehen kannst
- dass du deine Stimmungen mitteilen, aber wenn nötig auch für dich behalten kannst,
- dass deine Gefühle – auch die vermeintlich negativen – deine Freunde sind, die dir bei einer Situation helfen
- dass Leute aus deiner Umgebung dich als authentisch und sympathisch empfinden, weil sie mehr von dir sehen…
Ich wünsche dir viel Freude und Erfolg bei dieser Entdeckungsreise! 😊
Willst du Unterstützung dabei oder hast du noch Fragen zu diesem Thema? Dann melde dich gerne bei mir unter info@annehubertroth